Philipp Burger auf Solopfaden

Donnerstag, 15.04.2021

Philipp Burger auf Solopfaden

von World Of Rock

WOR:    Co­ro­na hat die ganze Bran­che seit einem Jahr still­ge­legt. Wie bist du damit um­ge­gan­gen und wie geht es dir mit mitt­ler­wei­le einem Jahr Büh­nen­ent­zug?

Phil­ipp: Erst­mal guten Tag nach Deutsch­land und im Op­ti­mal­fall auch in den Rest die­ser ge­ra­de echt ver­rück­ten Welt. Also sagen wir es so, wir kön­nen alles an­de­re als jam­mern, weil wir wirk­lich gut         be­schäf­tigt, alle ge­sund, ent­spannt und im Grun­de ohne große Sor­gen sind. Ganz im Ge­gen­teil, wir haben viel vor die­ses Jahr und das tut immer gut. Aber eine Text­zei­le wie „ver­damm­te Welt, bleibt wie           du bist“, würde ich in die­sen Tagen jetzt wahr­schein­lich den­noch auch nicht ge­ra­de schrei­ben, dafür sind die Zei­ten ge­ra­de wirk­lich etwas zu un­si­cher und zu tur­bu­lent. Wir alle hän­gen schon ziem­lich in             einem Ka­rus­sell fest, nur will die­ses Ding ir­gend­wie nicht auf­hö­ren zu dre­hen, aber das wird schon. Jede Schei­ße geht vor­bei, daran glau­be ich ein­fach.

 

WOR: Hast du die Co­ro­na Pause dazu ge­nutzt das Album auf­zu­neh­men, oder ar­bei­test du schon län­ger daran?

Phil­ipp: Ich ar­bei­te ei­gent­lich schon seit Jah­ren dran, meine Band­kol­le­gen haben sich auch schon mal das ein oder an­de­re ei­gent­lich für mich an­ge­dach­te Lied „ge­krallt“ und für Frei.Wild "ja schon bes­ser pas­send“ er­klärt (lacht). Was aber nicht schlimm ist, denn wenn das Album dann wirk­lich fer­tig für alle hör­bar ist, wird man die jetzt viel au­to­bio­gra­fi­sche­ren In­hal­te, die nun mal den größ­ten Un­ter­schied zu Frei.Wild aus­ma­chen, wirk­lich hören. Das war bei den ers­ten Songs, die ich teil­wei­se schon vor 5-6 Jah­ren ge­schrie­ben habe, die jetzt aber an­der­wei­tig ge­nutzt wur­den, viel­leicht so und in die­ser Form, nicht ge­ge­ben. 

 

WOR: An dei­nem 40. Ge­burts­tag kam die An­kün­di­gung für dein So­lo­pro­jekt raus. Hat es für dich einen be­son­de­ren Grund warum es an dei­nem 40. war?

Phil­ipp: Ja, ich wurde vier­zig, das reicht für alles (lacht). Nein, jetzt mal Spaß bei­sei­te, ich woll­te mir damit wirk­lich selbst ein Ge­schenk ma­chen, mir, den Leu­ten die ich bei die­sem Pro­jekt da­bei­ha­be und die schon so lange mit mir zu­sam­men­ar­bei­ten. Ich dach­te, es wäre jetzt genau der rich­ti­ge Zeit­punkt, die­ses schon lange vor mir her­ge­scho­be­ne Pro­jekt zu vollen­den und damit viele immer wie­der keh­ren­de Fra­gen zu mei­nem Leben be­ant­wor­ten. Auch für mich sel­ber. Ich habe mir kurz vor mei­nem 40er eines vor­ge­nom­men. Die Zei­ten, mich auch zu­künf­tig für meine Ju­gend zu er­klä­ren, mich sogar zu recht­fer­ti­gen, sind nun al­le­mal vor­bei. Ich habe es schlicht­weg satt und vor allem über­haupt nicht nötig. Meine Lie­der oder viel­leicht auch ir­gend­wann mal ein Hör­buch oder Buch, wer weiß, viel­leicht auch mal eine Re­por­ta­ge oder ein Film, sind der ein­zig rich­ti­ge Weg, den ich fort­an sehe. Die Infos wer­den aber un­ver­zerrt sein, weil sie 100% von mir selbst aus­ge­hen, oder von Freun­de die selbst dabei waren. Von kei­ner nur allzu na­tür­li­chen De­fen­siv­hal­tung her­aus, die nun mal vor­han­den ist, wenn man auf An­schul­di­gun­gen rea­gie­ren muss. Wie bei ge­fühlt 90% aller In­ter­views her­aus ge­sche­hen ist. Ich bin Mu­si­ker, kein Po­li­ti­ker und schon gar kein Schwer­ver­bre­cher, wie man­che mich für ihre Quote oder Head­li­ne prä­sen­tie­ren möch­ten. Lie­der sagen mehr als Ant­wor­ten auf Fall­tür- In­ter­view­fra­gen, die ge­zielt dar­auf auf­bau­en, den nächs­ten Käse ab­zu­dru­cken.

 

WOR: Wieso hast du so eine lange Zeit­span­ne zwi­schen Al­bu­man­kün­di­gung und Ver­öf­fent­li­chung ge­wählt? Ist ja wirk­lich un­er­träg­lich

Phil­lip: Nun ja, zum einen ist am Album noch viel zu ma­chen und zum an­de­ren, hat es auch mit der Ver­öf­fent­li­chungs­pla­nung von Frei.Wild zu tun. Kurz und knapp, nur so war es sinn­voll. Hätte ich jetzt z.B. erst im Sep­tem­ber Ge­burts­tag, wäre es si­cher an­ders ge­kom­men. Dann wäre die War­te­zeit si­cher viel kür­zer.

 

WOR: Der Titel des Al­bums, ist Kon­trol­lier­te An­ar­chie und wahr­schein­lich auch der Ti­tel­song dar­aus? Wie dein Trai­ler dar­auf an­spielt lässt du tief in dein Leben Ein­bli­cken. Willst du damit die Di­stanz zwi­schen Sän­ger und Fan schmä­lern?

Phil­ipp: Ich denke, eine rich­ti­ge Di­stanz gibt es gar nicht, auf Ge­fühl­sebe­ne so­wie­so nicht. Die Denk­wei­sen, Er­fah­run­gen, Mei­nun­gen, viel­leicht auch be­gan­ge­nen Wege und Ent­schei­dun­gen von                       Mu­si­kern, sind schließ­lich bei ge­fühlt den al­ler­meis­ten Bands, die den Leim zwi­schen „Sen­der“ und „Emp­fän­ger“ aus­ma­chen. Aber mal ehr­lich, na­tür­lich kann ich mir auch vor­stel­len, dass es 1000­de                   Men­schen gibt, die eine ähn­li­che, viel­leicht auch glei­che Er­fah­rung in ihrem Leben ge­macht haben. Näm­lich einen Weg ihrer Ju­gend ein­ge­schla­gen zu haben, der da­mals zwar als der rich­ti­ge schi­en                   und si­cher auch lus­tig war, heute aber nicht mehr der Ihre wäre. Das liegt in der Natur der Ju­gend, die Grenz­zäu­ne um sich rum zu­min­dest ab­zu­klap­pern und gerne auch mal zu durch­bre­chen, Der Rest             ist Zu­fall, es zählt ein­fach alles dazu, Um­feld, Be­geg­nun­gen, Mäd­chen, Ar­beits- Schul­kol­le­gen, Musik, viel­leicht sogar auch ein­fach die Art derer, die einen dafür kri­ti­sie­ren.  Von dem her glau­be ich                     wirk­lich, dass es sich bei so ziem­lich allen nicht schwer­ver­bre­che­ri­schen Hand­lun­gen um „Weg­fin­dun­gen“ und nicht um knall­har­te Ju­gend­sün­den han­delt. Zudem soll­ten sich auch die Klä­ger und heute               ach so „Hei­li­gen“ fra­gen, ob sie denn über­haupt in der Po­si­ti­on sind, auf an­de­re zu zei­gen, denn etwas Dreck am Ste­cken haben ge­fühlt alle, zu­min­dest die, die ihr Leben in­ten­siv ge­lebt haben. 

 

WOR: Was genau kön­nen die Fans von dem Album er­war­ten. Eher weh­mü­ti­ge, ru­hi­ge Songs die auf die Ver­gan­gen­heit zu­rück­bli­cken oder Kra­cher die schnell nach vorne gehen?

Phil­ipp: Bei­des, aber „Kon­trol­lie­re An­ar­chie“ ist schon eher trei­bend und nach vorne ge­hend. Ich sehe nicht mehr als 2 ru­hi­ge Num­mern für mein Leben, soll ja auch ir­gend­wo das ab­lich­ten, was mein Leben aus­macht. Dy­na­mi­scher Stoff, so würde ich das nen­nen. 

 

WOR: Mit den bis­he­ri­gen Alben, die Frei.Wild raus­ge­bracht hat, habt ihr Rie­sen­er­fol­ge ge­fei­ert. Denkst du, du knüpfst mit dem Album an den Er­fol­gen an oder willst du mit dem So­lo­al­bum etwas An­de­res bezwe­cken?

Phil­ipp: Na­tür­lich freue ich mich auch über Er­folg, wer tut das nicht? Aber sagen wir es an­ders, ich hätte ein Rie­sen­pro­blem, wenn sich mein So­lo­al­bum bes­ser als ein Frei.Wild Album ver­kau­fen würde. Dann käme ich in Er­klä­rungs­not bei Jonas, Föhre und Zegga (lacht). Aber ganz ehr­lich, daran glau­be ich nicht, und das nicht, weil es das Album nicht auch her­ge­ben würde, Gold oder Pla­tin ein­zu­fah­ren, ich glau­be des­halb nicht dran, weil Frei.Wild ein­fach Frei.Wild ist, mit grö­ße­rem Namen und mit einer viel län­ge­ren Ge­schich­te. Frei.Wild zu­sam­men ist ein­fach coo­ler als Phil­ipp Bur­ger al­lei­ne, schon al­lei­ne vom Namen her (lacht).

 

WOR: Wie gehen Jonas, Zegga und Föhre mit dei­nem Pro­jekt um. Könn­te man auch kri­tisch sehen?

Phil­ipp: Sie könn­ten es kri­ti­sche sehen, tun sie aber nicht, ganz im Ge­gen­teil, sie un­ter­stüt­zen das Pro­jekt total. Sie sehen das Album auch als Chan­ce für Frei.Wild und sind hier auf dem­sel­ben Damp­fer wie ich, 20 Jahre „Phil­ipp hat als Ju­gend­li­cher das oder das getan“ rei­chen. Wir kön­nen es uns echt leis­ten, und das ist das Glück des Älter Wer­dens, selbst zu be­stim­men, wel­chem „Rotz­löf­fel“ wir Rede und Ant­wort ste­hen. Ge­sagt wurde alles, ernst ge­nom­men nur we­ni­ges. Von dem her, nach und mit die­sem Album, wird vie­les ent­spann­ter wer­den.

 

WOR: Phil­ipp Bur­ger Live, wann kön­nen wir damit rech­nen? Ver­mut­lich wegen immer noch Co­ro­na die falsche Frage zum falschen Zeit­punkt.

Phil­ipp: Genau (lacht)

 

WOR: Deine Lei­den­schaft als Land­wirt und deine Liebe zur Natur sind be­kannt. Gibt es auf dem Album auch volks­tüm­li­che Klän­ge?

Phil­ipp: Warte mal, ich über­le­ge kurz: NEIN! Es gibt aber Lie­der die auch diese In­hal­te fil­tern, ich denke die Lei­den­schaf­ten eines Men­schen, der sich dazu ent­schließt ein So­lo­al­bum zu ma­chen, soll­ten ge­nau­so Platz fin­den, wie auch die an­de­ren Be­lan­ge, die einen Men­schen aus­ma­chen. Na­tür­lich könn­te ich auch ein Lied dar­über­ma­chen, dass ich gerne Pizza, Döner und Sushi esse, wirk­li­che Lei­den­schaft wäre das aber nicht. Flie­gen­fi­schen, Land­wirt­schaft, Rei­sen oder Hand­werk sind aber sol­che, die ich in einem Song zu­sam­men­ge­fasst habe. Ein üb­ri­gens sehr, sehr ge­lun­ge­ner wie ich finde. 

 

WOR: Oft sieht man Bil­der von dei­nem Bau­ern­hof, ist es für dich ein Aus­gleich zum schnell­le­bi­gen Mu­sik­ge­schäft?

Phil­ipp: Ja, das ist es wirk­lich, ich ver­spür­te seit vie­len Jah­ren diese Sehn­sucht, zu­rück zum Er­di­gen, zum Hand­werk, ver­mehrt zur Natur, zu­rück zu keh­ren. Und die­ser Sehn­sucht folge ich wirk­lich total gerne. Es gibt mir total viel, vor allem end­lich wie­der einen etwas ge­tak­te­ten Ta­ge­sab­lauf mit dem abend­li­chen sicht­ba­ren Ge­fühl, etwas ge­schafft zu haben. 

 

WOR: Wie be­kommst du das alles unter einen Hut? Mu­si­ker, Land­wirt und Fa­mi­li­en­mensch? Ei­gent­lich alles Dinge, die ein Voll­zeit­job sind. Sind deine Tage län­ger wie bei an­de­ren Men­schen ☺?

Phil­ipp: Nein, das sind sie nicht, aber ich hab’s halt eben drauf (lacht). Nein, ich glau­be was viele nicht wis­sen ist, dass ich auch hier Men­schen zur Seite habe, die mir hel­fen, denen ich ver­traue und mit denen die Ar­beit zu­sam­men, ein­fach total Spaß und Freu­de macht. Es ist wie in der Musik, auch hier freue ich mich immer, etwas ge­mein­sam zu er­rei­chen. Al­lei­ne was zu schaf­fen, ist nur halb so schön, wie ge­mein­sam. Für mich je­den­falls. 

 

Das Album könnt Ihr seit dem 02.04.2021 unter fol­gen­dem Link vor­be­stel­len.

https://www.halt-deine-schnau­ze.de/Vor­ver­kauf/Kon­trol­lier­te-An­ar­chie:::70810_71409.html

 

 

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